Ein ganz großer Sportsmann und Vorbild vieler steigt vom Motorrad, schaut auf eine erfolgreiche Karriere zurück und bedankt sich bei seinen Fans, Sponsoren, Medien und Freunden mit seinem letzten Titel für die tolle und jahrzehntelange Unterstützung. Österreichs „Motorsportler des Jahres“ und Kärntner Aushängeschild Werner Müller verlässt die nationale und internationale Rennbühne.
(Kärnten) Ein Mann prägte die letzten 43 Jahre, davon 30 Jahre als Profi, wie kein anderer die Rennsportszene im Motocross und Enduro: Der Kärntner Werner Müller. Nun geht eine Ära im Spitzensport zu Ende und der Kappler sagt leise und voller Dankbarkeit Servus.
„Ich bin seit ich denken kann im Motorsport, habe vieles in meiner Karriere erreicht und nun ist es Zeit, einen Gang runterzuschalten“, erklärt Müller in seiner bescheidenen Art eine der erfolgreichsten Karrieren auf dem motorisierten Zweirad. Seinen letzten Titel, Gold in der Enduro GP FIM World Cup OpenS, widmet Müller daher seinen Wegbegleitern, Freunden, Sponsoren und vor allem seiner Familie.
Wer in die Titelsammlung des 56-Jährigen blickt, versteht schnell, dass er es mit einem Sir im Motorsport zu tun hat. Neben Gerhard Berger, Niki Lauda und Matthias Walkner reihte sich mit seinen Erfolgen auch Werner Müller in die ehrenvolle Reihung des „Motorsportlers des Jahres“ ein. Eine Auszeichnung, die nur beispielhaft von vielen ist.
So gewann er unter anderem elf Europameistertitel mit insgesamt 72 Laufsiegen, 10 Staatsmeister, einen Europameistertitel im Hillclimbing oder zweimal beim legendären Erzbergprologrennen. Nicht nur unter freiem Himmel zeigte Müller seine Weltklasse, sondern schlug auch in Europa bei internationalen Hallenturnieren die Weltstars aus Amerika. Aber auch das ist nur ein kleiner Auszug, der lange nicht ausreicht. „Es waren wohl auch zweite und dritte Plätze dabei“, schmunzelt Müller.
Er machte derart auf sich aufmerksam, dass KTM ihn unter Vertrag nahm und ihn zur Weltmeisterschaft schickte. Und neben der Rennstrecke zeigte der Kärntner, dass sein Herz auch für den Nachwuchs und heimischen Sport schlägt. So gründete er ein Werner Müller-Racing Team für junge Fahrer oder veranstaltete mit seinem Team Rennen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit internationaler Beteiligung.
Aber neben den herausragenden Erfolgen standen auch harte Trainings, konsequentes Spitzensportleben und Verletzungen: „Beckenbruch, Schienbeinkopfbruch oder 26 Schrauben, ein 30 Zentimeter langes Eisenstück, was mein Schienbein nach einem schweren Sturz rettete, waren nur ein Bruchteil der schmerzhafteren Momente. Ich musste mich oft und hart zurückkämpfen“, gibt Müller einen persönlichen Einblick aus seinen schwersten Zeiten in seiner Karriere. „Nicht aufgeben, weitermachen, kämpfen! Ich lebte für den Sport in allen Facetten und aufgeben war keine Option“, so Müller.
Nun wird das Motorrad aber abgestellt und Familienzeit genossen: „Meine Familie stand immer hinter mir und dafür bin ich sehr dankbar, denn selbstverständlich ist das nicht“, erklärt der sichtlich berührte Kappler, der nun die Zeit ganz der Familie widmet. Dem Sport, der ihm viel gegeben hat, wird er nach einer Verschnaufpause in einer gewissen Form erhalten bleiben.
Ganz persönliche Zeilen am Ende: Spitzensportler sind zwar im Rampenlicht, aber die Familie, Unterstützer, Helfer, Fans und Freunde sind die Stützen, die als Wegbegleiter Karrieren ermöglichen. „Danke an meinen legendären Fanclub, Sponsoren, Mechaniker Wolfgang Rausch, Kärntner Sportfamilie und vor allem meiner Frau Simone und meinen Kindern“, so Müller, der mit diesen abschließenden Zeilen sinnbildlich den Motor im Spitzensport mit großer Dankbarkeit und in guter Gesundheit abstellt.